22. Januar 2025
Exoskelette: Technologie in der Pflege
Exoskelette im Einsatz an der m&i-Fachklinik Enzensberg
Hopfen am See – Die Gesundheitsbranche steht vor immensen Herausforderungen: Hohe körperliche Belastungen führen immer häufiger zu gesundheitlichen Beschwerden bei Pflegekräften, vor allem im Rücken- und Bewegungsapparat. Auch die jüngsten Gesundheitsberichte 2022 und 2023 der BKK unterstreichen die Dringlichkeit, Lösungen für die steigenden Krankheitsausfälle zu finden. Die m&i-Fachklinik Enzensberg testet nun ein innovatives Hilfsmittel: Exoskelette, die den Pflegealltag erleichtern sollen.
„Wir setzen derzeit zwei Exoskelette in hochaufwändigen Pflegebereichen der Neurologie Phase B ein“, erläutert Alexander Heim, Kaufmännischer Direktor der m&i-Fachklinik Enzensberg. Der Einsatz konzentriert sich vor allem auf Aufgaben, die besonders körperlich anspruchsvoll sind, wie beispielsweise das Heben und Tragen von Patienten. Ein typischer Anwendungsbereich ist der Transfer eines Patienten vom Bett in den Rollstuhl oder zurück. Dabei entlastet das Exoskelett die Pflegekräfte dynamisch, indem es bis zu 30 Kilogramm pro Hebevorgang übernimmt.
Die Hauptziele der Einführung dieser Technologie sind klar definiert: Zum einen soll die körperliche Belastung der Pflegekräfte deutlich reduziert werden, insbesondere bei wiederholten, schweren Hebe- und Tragebewegungen. Zum anderen spielt aber auch die Sicherheit der Patienten eine zentrale Rolle. „Durch die Unterstützung des Exoskeletts, das mit integrierten Haltegriffen ausgestattet ist, können Patienten sicherer und stabiler bewegt werden“, erläutert die Pflegedienstleitung Elfriede Kastner. Diese zusätzliche Stabilität vermittle den Patienten ein höheres Maß an Sicherheit und Vertrauen, insbesondere bei anspruchsvollen Transfers wie dem Aufstehen oder Umsetzen. „Gleichzeitig profitieren auch die Pflegekräfte, da die körperliche Belastung spürbar reduziert wird und Bewegungsabläufe präziser und kontrollierter ausgeführt werden können“, so Kastner weiter. Dieses Zusammenspiel fördert nicht nur das Wohlbefinden der Patienten, sondern steigert auch die Effizienz der Pflegeprozesse insgesamt, was letztlich auf die Zufriedenheit beider Seiten einzahlt.
„Langfristig möchten wir nicht nur die Arbeitsbedingungen verbessern, sondern auch die Gesundheit unserer Mitarbeiter nachhaltig schützen“, betont Heim. Das Exoskelett ist hierfür ein sehr wichtiger Schritt.
Exoskelette überzeugen im Praxisalltag
Die Exoskelette befinden sich aktuell in der Testphase. Zwei Pflegekräfte nutzen sie bereits regelmäßig und geben ihr Wissen schrittweise an ihre Kollegen weiter. Eine von ihnen ist Anna Keller, Super User und von der Herstellerfirma geschult. „Anfangs ist die Arbeit mit dem Exoskelett noch etwas ungewohnt, doch das gibt sich schnell. Ich erhalte bei Arbeiten, die zum Beispiel stark den unteren Rücken belasten, die richtige Unterstützung.“
Die Neugier hat die anfängliche Skepsis gegenüber der neuen Technik schnell abgelöst. Die Rückmeldungen aus der Praxis sind vielversprechend: Besonders die Entlastung des Rückens wird hervorgehoben, was sich vor allem bei der Betreuung schwererer Patienten bemerkbar macht. Auch die Patienten schätzen die Innovation, da der integrierte Haltegriff des Exoskeletts zusätzliche Sicherheit beim Aufstehen bietet.
Hoffnung auf langfristige Verbesserungen
Die Klinikleitung erhofft sich nicht nur kurzfristige Entlastungen, sondern auch langfristige Effekte: weniger krankheitsbedingte Ausfälle und eine höhere Zufriedenheit bei den Pflegekräften. „Die Erwartungen sind hoch“, so Alexander Heim. Die Nutzung und das Anlegen des Exoskeletts müssen zur Routine werden, und neue Mitarbeiter müssen frühzeitig eingearbeitet werden. „Mit den Exoskeletten machen wir einen wichtigen Schritt, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen und gleichzeitig die Arbeitsqualität in der Pflege zu verbessern“, betont auch die Pflegedienstleitung.
Erweiterung in weitere Bereiche möglich
Sollten sich die positiven Effekte weiterhin bestätigen, ist der Einsatz der Exoskelette in weiteren Bereichen, wie beispielsweise in der Physiotherapie, vorgesehen. Ein weiteres Plus: Am Ende des Arbeitstages zeigt das Display des spritzwassergeschützten und leicht zu desinfizieren Exoskeletts genau, wie viel Unterstützung es geleistet hat.
Mit diesem Testlauf setzt die m&i-Fachklinik Enzensberg auf zukunftsweisende Technologien, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege weiter zu optimieren.